Trageberatung Bern
  • Windelfrei, Ausscheidungskommunikation, Stoffwindeln, Wegwerfwindeln

    Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war habe ich mir so viele Gedanken gemacht über alles mögliche. Ich habe viele Bücher gelesen und bin unter anderem auch auf Windelfrei und Stoffwindeln gestossen. Es war für mich so logisch was da stand, dass ich voll überzeugt war mit meinem Kind windelfrei zu machen (sagt man windelfrei machen? 🙂 egal) und als Backup Stoffwindeln zu benutzen. Ich bestellte also im voraus ein Asiatöpfchen und ein paar Splitpants. Ein paar Stoffwindeln habe ich mir zur Geburt gewünscht (natürlich hautpsache gut aussehend. Ob praktisch oder nicht wusste ich ja da noch nicht). Als mein Kind geboren wurde (was ja leider alles ganz anders lief als geplant. Die Geburt kannst du hier nachlesen) hatte ich aber andere Sorgen als mich dem Thema Windelfrei anzunehmen. Die Stoffwindeln waren auch noch viel zu gross, da er nicht einmal 3 KG wog. Also habe ich zu WWW (Wegwerfwindeln) gegriffen. Ich habe ihn ab und zu abgehalten aber eben wirklich nur ab und zu. Ich hatte solche Angst, dass es dann zu spät sein könnte wenn ich nicht sofort bei Geburt beginnen würde. Schlaf und so hatte dann aber Priorität für mich und liess mal alles links liegen. WWW waren dann die erste Wahl.

    Mit der Zeit habe ich ihn dann einfach teilweise abgehalten wenn ich das Gefühl hatte jetzt könnte es gerade passen. Meistens hat er auch gemacht. Ich denke jetzt im Nachhinein dieses ab und zu abhalten war besser als nichts. Aber für mich war klar Windelfrei ist das nicht. Irgendwann kurz vor seinem 2. Geburtstag wurde mir klar, dass ich nicht zwei Wickelkinder haben möchte. Also liessen wir die Windel einfach weg und ich folgte einer guten Anleitung die ich auf Facebook fand und wie ich finde wirklich sehr auf das Kind eingeht und nichts mit Zwang oder Belohnung zu tun hat. Mein Sohn hat innerhalb eines halben Tages keine Windel mehr gebraucht den Tag durch. Ich war echt verblüfft wie gut das ging. Vielleicht hat dieses ab und zu abhalten ja doch mehr gebracht als ich gedacht habe. Er war dann den Tag durch trocken (im ganzen hatten wir vielleicht 5 Unfälle). Etwas später sagte er von selbst er möchte auch in der Nacht keine Windeln mehr tragen. Da war ich aber sehr unsicher zumal er pro Nacht über 1l Flüssigkeit getrunken hat und dementsprechend jede Windel inklusive Stabwindeln durchgelassen hat und wir jeden Morgen ein nasses Bett hatten. Ich habe ihn das erklärt aber ich vertraue ja meinem Kind. Also habe ich ihm die grösste Stoffwindel die wir hatten umgemacht (Petit Lulu) und habe ihm gesagt, dass dies nur ein Schutz sei. In der 1. Nacht war diese Nass aber er wurde dadurch geweckt. Somit mussten wir das Bettzeug nicht wechseln. In der 2. Nacht ging der 1. Tropen in die Windel, dann wurde er schon wach und ging aufs WC und ab der 3. Nacht gab es keine Unfälle mehr. Zum Glück habe ich meinem Kind da vertraut.

    Zweites Kind, neuer Anfang

    Natürlich wollte ich beim 2. Kind alles “richtig” machen. Also von Anfang an richtig Windelfrei halt. Sie wurde geboren und ich hatte dann mit Bindungsproblemen und einer Erschöpfung zu kämpfen, dass ich wieder nur so teilweise abgehalten habe. Aber sie habe ich mit Stoffwindeln gewickelt, da diese besser passten als die WWW (sie wog nicht einmal 2.5 Kg aber ich hatte jetzt mehr Ahnung von den diversen Windelsysteme). Dann habe ich den Grundkurs zum artgerecht Coach besucht bei Nicola Schmidt und Sarah Schäppi und da hörte ich zum ersten Mal, dass das was wir machen ja windelfrei sei. was? echt? Ich war ganz erstaunt aber ich war so motiviert wieder einen richtigen Anlauf zu nehmen. Alles was es gebraucht hat war dieser Kurs und diese Aussage und ich legte voll los. Immer noch mit Stoffys als Backup aber wenn wir zu Hause sind hat sie meistens keine Windeln mehr an und ich wische halt wenn was auf den Boden geht.

    Windelfrei kann auch nur ab und zu gemacht werden (Teilzeit Windelfrei) und ich bin überzeugt, dass meine Kinder davon profitier(t)en beim trocken werden.

    Stoffwindeln würde ich heute immer bevorzugen vor den www. Beim ersten Kind lief die WWW regelmässig aus und der ganze Muttermilchstuhl war überall. Mit den Stoffys ist mir das nie passiert. Zudem weiss ich halt was ans Kind kommt. Was alles an Chemie in den wwws ist möchte ich nicht mehr auf der Haut meiner Kinder haben. Klar, ich benutze auch ab und zu WWW bei meiner Kleinen wenn wir einen ganzen Tag von zu Hause weg sind oder im Urlaub aber ich achte mich jetzt zu welchen wwws ich greife. Nicht mehr einfach irgend eine.

    Was habe ich aus der ganzen Geschichte gelernt? Ich wollte einfach wieder einmal alles perfekt machen und habe mich somit gar nicht getraut (besser nicht als nur halb). Aber das Unperfekt hat völlig ausgereicht. Ich darf also weiter an mir arbeiten und mich dank meinen Kindern immer wieder selbst weiterentwickeln. Dieses perfekt sein wollen ist halt ein Trigger von mir.