Trageberatung Bern

Für meine Diplomarbeit habe ich das Thema gefühlsstarke Kinder ausgewählt. Unter Anderem weil ich ein sehr ausgeprägtes gefühlsstarkes Kind zu Hause habe, aber auch, weil mich immer mehr Mütter in meiner Praxis aufsuchen zu diesem Thema. Ich arbeite in meiner Praxis systemisch und als Kinesiologin und begleite und coache zudem Familien auf dem bindungsorientierten Weg. Da treffe ich immer mehr solche Kinder an, aber häufig auch Eltern, welche an ihr Limit kommen und oft nicht mehr weiterwissen. Es fordert uns jeden Tag mit so einem Kind zu Hause.

Deshalb wollte ich herausfinden ob es ätherische Öle gibt, mit welchen wir die Kinder und die Eltern in den schwierigen Zeiten unterstützen können.

Was sind gefühlsstarke Kinder

Nora Imlau beschreibt die Kinder in ihrem Buch “so viel Freude, so viel Wut” auf zwei Arten. Nämlich, was die meisten Leute sehen und sagen würden – schwierig, wild, fordernd, anstrengend, stur, trotzig, hyperaktiv, Träumer, Mimosen, Tyrannen, Diktatoren – und wohin wir unsere Aufmerksamkeit besser lenken würden – kreativ, begeisterungsfähig, aufgeweckt, neugierig, ausdauernd, ehrlich, Forscher, Entdecker, Künstler, Sportler, Diskussionstalente, Visionäre.

In Amerika werden diese Kinder spirited Child genannt. Ein sehr schöner Ausdruck wie ich finde. Diese Kinder sind unheimlich spannend, weil sie für sich einstehen und klar ihre Grenzen sichtbar machen. Für uns Eltern ist es jedoch manchmal sehr anstrengend. Aber es kann auch für das Kind belastend sein, wenn es aus seinen Gefühlen einfach nicht rausfindet und die Emotionen jedes Mal in so einem Übermass kommen. Zudem sind die Eltern meistens gestresst, wenn sie ein gefühlsstarkes Kind haben und das führt dann in einen Teufelskreis. Das Kind kann nicht mehr mit der Ruhe und der Aufmerksamkeit begleitet werden, welche es ganz dringend benötigt und so will es noch mehr Aufmerksamkeit und holt sich diese dann manchmal eben auch indem es negativ auffällt. Hauptsache Aufmerksamkeit.

Nora Imlau hat diesen Kindern auf Deutsch den Namen gefühlsstark gegeben. So wurde das Thema im deutschsprachigen Raum immer grösser. Endlich gab es dafür einen Namen.

Wie bin ich vorgegangen

Hier ein ganz kurzer Überblick, was ich gemacht habe. Ich habe zwei kleine Studien durchgeführt mit Familien mit gefühlsstarken Kinder. Dann habe ich passende ätherische Öle ausgewählt und die Familien haben diese in verschiedenen Anwendungsformen während einer gewissen Zeit benutzt.

Ich wollte mein Augenmerk vor Allem auf zwei Öle setzten. Das Petitgrain Mandarine und das Palmarosa.

Palmarosa – Cymbopogon martinii

Wirkung

Psychisch: Entspannt, beruhigt und tröstet, emotional ausgleichend

Körperlich: Hautregeneriereng, hautpflegend, immunsystemausgleichend, antiviral

Pflanze und ätherisches Öl

Palmarosa ist ein Süssgras (meistens aus Indien) das ca. 3 Meter hoch wird. Das Öl wird mittels Wasserdampfdestillation während der Blüte gewonnen.

Inhaltsstoffe

Monoterpenole: 80 – 85%
Ester: 10 – 15%
Monoterpenaldehyde: bis 5%
Sesquiterpe: bis 2%
Sesquiterpenole: 1.5%

Duft

Es ist ein frischer Duft welcher leicht nach Rose riecht und dennoch hat es etwas zitrusartiges.

Anwendungen

Pilze (Füsse, Vaginal, Soor, Windeldermatitis)
Stress
Unruhe
Akne
Trauer
Kummer
Depressive Verstimmung

Petitgrain Mandarine – Citrus reticulata

Wirkung

Psychisch: stresslösend, modulierend, beruhigend

Körperlich: harmonisierend, entspannend, entkrampfend, belebend

Pflanze und ätherisches Öl

Das Petitgrain Mandarine, ist wie der Name schon sagt, vom Mandarinenbaum. Das Öl wird mittels Wasserdampfdestillation der jungen Blättchen und Zweige gewonnen.

Inhaltsstoffe

Aromatische Ester 50% (vor allem Methylanthranilat – sehr entspannend)
Monoterpene: 45 – 50%
Sesquiterpene: bis 3%
Sesquiterpenoxide: bis 0.5%
Ether: bis 0.5%

Duft

Es ist ein frischer, herber Duft. Hat etwas zitroniges und leicht blumiges.

Anwendungen

Stress
Unruhe
Burnout
Schlafstörungen
Hypertonie

Spezielles

Dank dem hohen Anteil von Methylanthranilat ist es eines der stresslösendsten Öle. Ein so hoher Anteil finden wir nur im Petitgrain Mandarine.

Die Kombination der beiden Inhaltsstoffe, Monoterpen und aromatische Ester, macht dieses Öl speziell. Es wirkt dadurch einerseits anregend und belebend und andererseits beruhigend und entspannend.

„Der Erschöpfte fühlt sich frischer und der Nervöse wird ruhiger. “[1]

[1] Zitat aus dem Buch Praxis Aromatherapie von Monika Werner und Ruth von Brauenschweig. Seite 192

Neben den beiden Hauptölen wollte ich noch mehr Synergien nutzen. Ich habe mich zusätzlich für folgende Öle entschieden.

Vanille – Vanilla fragrans L. wegen der Geborgenheit und dem Trost. Zusätzlich um die Bindung zwischen Mutter und Kind nochmals zu verstärken. Bereits die Muttermilch riecht nach Vanille, deshalb vermittelt dieser Duft Geborgenheit, Wärme und Sicherheit. Und aus Sicht der Mama betrachtet, ist es dieser süssliche Duft welcher wir am Kopf und im Nacken des Neugeborenen wahrnehmen.

Lavendel – Lavandula angustifolia weil es ausgleichend und beruhigend wirkt und es das Öl für fast Alles ist. Vor allem für Kinder. Zudem wirkt es angstlösend.

Bergamottminze – Mentha citrata als Alternative zu Lavendel. Weil so viele Kinderprodukte nach Lavendel riechen (und ich das nicht gerne mag). Es wirkt schlaffördernd und beruhigt. Falls die Mamas erschöpft sind, wirkt es für diese aufhellend und entspannt trotzdem.

Rose 10% – Rosa damascena, weil die Rose für mich das harmonisierendste aller Öle ist. Ich habe verwendet, weil es zudem stärkend ist und die Herzen öffnet. Die Rose ist die Blume der Liebe. Und die Liebe wird in der Konstellation Mama – Kind so sehr benötigt.

Vetiver – Vetiveria Zizanioides, weil es für mich DAS Öl ist, welches am besten erdet. Zudem wirkt es regenerierend und nervenberuhigend was sicher die Mamas gebrauchen können.

Atlaszeder – Cedrus atlantica, weil es stärkend und harmonisierend ist.

Orange – Citrus aurantium sirensis, weil Orange voller Heiterkeit steckt. Der Duft wirkt aufhellend und entspannend und die meisten Menschen riechen es gerne.

Die Nase weiss, wann welches Öl benötigt wird

Diese Erfahrung durfte ich bereits mehrere Male machen. Hier ein konkretes Beispiel von mir und meinem Sohn.

Es ist völlig egal, welchen Duft ich wähle, mein Sohn findet alles schrecklich. Wenn ich zu Hause den Diffuser anschalte, kommt innerhalb Sekunden von ihm: „Mama, was riecht hier so eklig?“. Dies war bereits vor dem Ausbildungsstart zur Aromatherpeutin. Seine Empfindungen veränderten sich nicht, auch als ich begann, bewusst Düfte einzusetzen. Es gab jedoch einen einzigen Duft, welchen er geliebt hat. Das war das Petitgrain Mandarine. Wir konnten beide in dem Duft versinken. Ich liess ihn öfters im Diffuser laufen und habe bemerkt, dass mein Sohn ruhiger wurde. Unsere Tage wurden angenehmer. Ich war sehr erstaunt, dass er diesen Duft so genoss. Die meisten Leute in meinem Umfeld finden den nämlich eklig. Nach einiger Zeit sagte er jedoch wieder zu mir: „Mama das stinkt ja grausam hier. Mach das aus“. Von einem Tag auf den Anderen konnte er den Duft nicht mehr riechen. Mir ging es ganz ähnlich zu diesem Zeitpunkt. Da habe ich wahrgenommen, dass es einfach nicht mehr gebraucht wurde. Klar, es war nicht das Einzige was ich tat. Ich habe unter anderem auch kinesiologisch gearbeitet mit ihm und an mir und meinem Eigenprozess. Es hat so vieles geändert und nun rochen wir den Duft beide nicht mehr gerne.

Die Mama muss im Gleichgewicht sein dann ist vieles einfacher

Die ganze Diplomarbeit hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, dass die Mama im Gleichgewicht ist. Denn das Kind hat sich durch die Aromatherapie nicht wesentlich verändert aber die Mütter haben es anders wahrgenommen. Mit den ausgewählten Ölen habe ich eben auch versucht die Mütter zu entstressen und zu unterstützen. Wenn es mir gut geht, kann ich mein Kind so nehmen wie es ist und in seinen intensiven Gefühlen begleiten. Es hat mir einmal mehr aufgezeigt, dass ich hauptsächlich an mir arbeiten soll, wenn es zu Hause wieder etwas schwieriger wird. Grundsätzlich weiss ich das bereits von der Ausbildung als Kinesiologin, dennoch rückt es oft wieder in den Hintergrund und diese Studie hat es mir wieder bewusst gemacht. Nicht nur weil es bei uns so läuft, sondern eben auch in anderen Familien.

Schlussfolgerung

  • Die Nase weiss, wann welches Öl benötigt wird – Unsere Nase weiss meistens welches Öl wir in dem Moment brauchen. So ging es auch den Kindern mit gewissen Düften. Zu der Zeit, als diese gebraucht wurden fanden sie die Düfte super und als sich die Situation beruhigt hatte, empfanden sie den betreffenden Duft nicht mehr als angenehm. Etwas weiter oben findest du dazu die Geschichte mit meinem Sohn.
  • Den meisten Familien ging es besser, sie konnten mit der Situation besser umgehen – Die Mamas konnten es besser begleiten in den Gefühlen und es entstand wieder Raum um auf das Kind eingehen und richtig zuhören zu können.
  • Der Blick aufs Kind hat sich verändert – ohne das Kind zu verändern
  • Kinder waren offener anderen Gegenüber – Die meisten teilnehmenden Kinder beider Studien können nun besser auf andere eingehen. Das finde ich so schön, weil einige dieser Kinder zuvor eher Einzelgänger waren. Dies war auch bei meinem Sohn so. Sie waren plötzlich offen Anderen gegenüber. Sie spielten mit anderen Kindern.
  • Übergänge und Neues wird besser angenommen – Die meisten der Kinder können ausserdem Neues besser zulassen. Das erleichterte für die Mamas einiges. Übergänge wurden etwas weniger anstrengend und wenn einmal etwas Unvorhergesehenes passierte, war es nicht mehr gleich ein Weltuntergang.
  • Wenn die Mama im Gleichgewicht ist, kann sie das Kind in den Gefühlen begleiten statt selbst wütend zu werden

Was hat sich bei uns verändert

Ich nutze mittlerweile in meiner Bodybutter das Palmarosa als Hauptöl, so nehme ich es täglich in einer kleinen Menge über die Haut auf. Ich merke, dass ich mit dem Stress besser umgehen kann, wenn ich diese Bodybutter nutze. In ganz schwierigen und stressigen Momenten nehme ich den Riechstift oder das Roll-On zur Hand, welche ich für die Mamas aus der Studie vorbereitet habe. Ich habe natürlich für mich jeweils auch eins gemacht und es unterstützt mich immer wieder. Ich werde sofort wesentlich ruhiger, wenn ich daran schnuppere. Viel schneller geht es mit dem Riechstift. Mit dem Roll-On ist es aber nachhaltiger. Wenn es also akut ist, nutze ich lieber den Riechstift und wenn es besser geht, aber ich merke, dass es noch nicht ganz in Ordnung ist, dann kommt der Roll-On zum Einsatz.

Die Situation bei uns zu Hause hat sich nach den Aromatherapieanwenungen stark verbessert. Mein Sohn ist immer noch sehr gefühlsstark und hochsensibel, aber wir beide haben einen sehr guten Weg gefunden zusammen. Er ist etwas ruhiger geworden und ich kann ihn besser begleiten, da ich ganz viel an mir und meinem “Stress” arbeite. Unter Anderem mit den Anwendungen welche ich oben genannt habe, aber auch mit täglichen kurzen! Auszeiten für mich. Diese Auszeiten sind 2x pro Tag ca. 10 Minuten. Da mache ich Atemübungen, Kurzmeditationen, schreibe Kurztagebuch und/oder höre Musik.

War das alleine die Aromatherapie

Wenn ich unsere persönliche Situation nehme, dann war es bestimmt nicht alleine die Aromatherapie welche mein Kind UND mich hat ruhiger werden lassen. Aber sie unterstützt uns täglich auf irgend einer Weise. Ich bin immer wieder fasziniert davon und ich arbeite sehr gerne mit den ätherischen Öle oder auch mit Hydrolate. Fast bei jeder der teilnehmenden Familien gab es Entlastung und ich denke, dies ist das was zählt. Wir können also mit Aromatherapie den Prozess unterstützen und begleiten. Trotzdem müssen wir täglich an uns arbeiten und unsere Sichtweise auf das Kind ändern.

Gefühlsstarke Kinder sind wundervolle Wesen. Sie lernen uns auch sehr viel. Sei es auch einfach, dass wir Mamas zu uns schauen müssen, damit wir ausgeglichen sind und so unser Kind durch die Gefühle begleiten können.

Also liebe Mamas mit gefühlsstarken Kindern, seht diese als Geschenk und tut euch was Gutes. Dann wird es auch eurem Kind besser gehen.

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