Trageberatung Bern
  • Familienbett – Verwöhne ich mein Kind?

    Wir werden ab und zu gefragt wieso unsere Kinder immer noch bei uns im Bett schlafen. Aber was heisst denn immer noch? In meinen Augen sind sie ja noch klein 🙂 Wenn wir wissen, dass ein Kind eigentlich erst mit 3 Jahren bereit ist seine Schlafzyklen selber aneinander zu hängen und der Schlafprozess erst um den dritten Geburtstag abgeschlossen ist, dann ist das nicht so abwegig, dass die noch bei uns schlafen.

    Das hat so viele Gründe warum sie das bei uns dürfen. Ich bin eine Stillmama. Das heisst es ist auch einfach sehr praktisch in der Nacht wenn ich nicht aufstehen muss. Die Kleine erwacht, sie trinkt und wir schlafen beide weiter. Alles im liegen und ohne gross wach zu werden. Unsere Nächte sind so ziemlich entspannt. Was ich übrigens von den Nächten mit meinem Grossen überhaupt nicht sagen kann. Da war das Gegenteil los. Im nachhinein hätte ich gerne von der Schlafberatung gewusst, denn wir waren echt am Limit mit unseren Kräften. Jetzt weiss ich, was ich hätte anders versuchen können. Aber dank diesen Nächten mit unserem Grossen bin ich überhaupt immer mehr in das Thema Kinder und Kinderschlaf gekommen. Er hat mir quasi die Palette an Möglichkeiten aufgezeigt auch wenn es etwas länger gedauert hat. Danke mein Grosser. Ohne dich wäre ich nämlich nicht da wo ich heute bin.

    Zurück zum Thema 🙂

    Verwöhne ich mein Kind wenn es bei uns schläft?

    Dazu müssen wir zuerst einmal verwöhnen definieren. Was ist denn verwöhnen? Verwöhnen ist nicht ein Grundbedürfnis zu stillen. Nähe und Sicherheit (vor allem nachts) ist ein Grundbedürfnis. Verwöhnen bedeutet, wenn sich mein Sohn seine Schuhe selbst anziehen kann, ich ihm diese aber anziehe, dann verwöhne ich ihn. Er könnte es theoretisch selbst aber ich tue es für ihn. Aber ein Baby, welches sich sein Essen nicht selbst zubereiten kann oder diese Nähe und Sicherheit nicht durch logisches Denken (ich bin zu Hause in einer sicheren Umgebung) einsuggerieren kann, verwöhne ich nicht sondern ich REAGIERE auf ein Grundbedürfnis. Deshalb auch, lasse ich meine Kinder nicht schreien.

    Schreien lassen – die Ferbermethode – Schlaftrainings

    Schreien lassen bedeutet einen höheren Herzschlag. Dies heisst weniger Atem, gleich höherer Kortisolspiegel und dieser bedeutet, dass Kinder welche dauernd einen höheren Kortisolspiegel haben, später auch viel schneller mit Stress reagieren und sich weniger schnell beruhigen können. Nebst vielen weiteren Problemen die das schreien lassen oder die sogenannte Ferber-Methode mit sich bringen. Dies sind dann später mal meine Klienten in der Kinesiologie 🙂 Entweder weil sie selbst Schlafprobleme haben oder weil das Urvertrauen gestört ist oder weil sie sich ständig verlassen und einsam fühlen und keine richtige Beziehung/Bindung aufbauen können. Oder auch noch wegen anderen Sachen. Aber die Ferber-Methode kann unter anderem solches auslösen. Dies ist für die Eltern meistens nicht sichtbar. Das gemeine ist, dass diese Schlaftrainings funktionieren. Denn nach drei Tagen schlafen diese Kinder in der Regel durch (oder eben ohne sich zu melden). Aber zu welchen Preis? Diese Babys haben einfach gemerkt, dass auf das Rufen oder Schreien niemand reagiert. Also sparen sie sich irgendwann die Kraft. Man könnte es auch so vergleichen: Früher in der Wildnis, wenn ein Säugling hingelegt wurde und dieser sich nicht gemeldet hätte, wäre er von den Hyänen verschleppt worden. Aber wenn ihn nach mehrmaligem rufen/schreien niemand nimmt, ist er besser leise, damit er die Hyänen nicht auf sich aufmerksam macht. Jetzt könnte man sagen, heute leben wir aber in einer anderen Zeit. Ja richtig, aber das Gehirn der Babys weiss das noch nicht. Die Evolution hat leider diese Funktion noch nicht angepasst. Das Baby denkt immer noch es sei in Gefahr. Es muss zuerst lernen, dass wir heute in einer anderen Zeit leben und die Wände um uns auch Sicherheit bedeuten. Dies passiert aber nicht im ersten Lebensjahr.

    Im ersten Lebensjahr gehört das Kind ins Bett der Eltern

    Oder zumindest ins selbe Zimmer. Danach könnte man, wenn es für die Eltern notwendig ist, das Kind sanft ausquartieren. Solange es aber für das Kind und für die Eltern stimmig ist, soll das Kind bei den Eltern im Bett schlafen. Früher oder später gibt das Kind den Impuls zum alleine schlafen. Dann nämlich ist es bereit und fühlt sich sicher um die Nacht selbst in Angriff zu nehmen. Dann ist es angekommen auf der Welt und weiss, dass es in den 4 Wänden in Sicherheit ist und dass Mama und Papa immer reagieren und da sind wenn es etwas braucht.

    Regeln fürs Familienbett

    Um das Kind bei sich schlafen zu lassen ist es aber wichtig, einige Regeln zu befolgen. Deshalb nehmt euch bitte folgende Punkte zu herzen:

    • Das Baby schlaft in Rückenlage
    • Die Eltern dürfen nicht rauchen
    • Die Eltern dürfen nicht unter Alkohol, Medikamenten oder Drogen stehen
    • Am besten schläft das Baby neben der Mutter (nicht zwischen den Eltern)
    • Keine Kopfbedeckung beim Kind
    • Keine Kissen, Tücher, Bänder etc.
    • Das Bett sollte nicht an einer Wand stehen, da das Baby sonst in den Spalt zwischen Bett und Wand rutschen könnte
    • Das Baby muss auf einer Festen Unterlage liegen (Kein Wasserbett, kein Sofa, keine zu weiche Matratze)
    • Bett soll abgesichert sein
    • Idealerweise wird das Baby gestillt (senkt das Risiko des plötzlichen Kindstodes SIDS um 50%)
    • Abgestillte Babys erhalten einen Schnuller (das Saugen verhindert zu lange Tiefschlafphasen und verbessert die Atmung –> SIDS)
    • Alle haben genügend Platz (90cm pro Person)
    • übergewichtige Eltern haben besser ein Beistellbett
    • Geschwister und Haustiere sollten das Bett nicht mit dem Baby unter 1 Jahr teilen (oder die Mutter liegt dazwischen)

    Etwas ausgeführt, findet ihr die Regeln auf diesem Dokument von 1001 Kindernacht welches ihr herunterladen könnt.

    Mit meinem heutigen Wissen weiss ich, Kinder brauchen uns auch nachts. Die Broschüre von Sibylle Lüpold gibt einen kurzen Überblick darüber. Das Buch, ich will bei euch schlafen von ihr ist dann die ganze Lektüre zum Thema Babyschlaf. Oder auch das Buch Schlaf gut Baby von Herbert Renz Polster und Nora Imlau. Oder Artgerecht von Nicola Schmidt. In diesen Büchern findet ihr viel zum Thema Babyschlaf. Aber bitte verbannt das Buch, jedes Kind kann schlafen lernen. Dies ist eines der grausamsten Bücher die es auf dem Markt gibt und leider immer noch zu viel verbreitet.