Trageberatung Bern
  • Soll ich mein Kind wirklich immer tragen?

    Diese Frage habe ich mir bei meinem ersten Kind immer wieder gestellt. Er brauchte so viel Nähe. Ich konnte ihn keine 2 Minuten ablegen ohne dass er nicht zu weinen begann. Das heisst, mein Kind hat mehr oder weniger auf mir und auf Papa gelebt. Zum Glück hat Papa ihn mir immer abgenommen wenn er zu Hause war. Denn auch in der Nacht geschlafen hat er nur AUF mir. Es war zwar anstrengend aber zum guten Glück gibt es Tragetücher und Tragehilfen. Ich wusste bereits in der Schwangerschaft, dass ich mein Kind tragen möchte aber dass es fast 24 Stunden sein würde damit habe ich nicht gerechnet.

    Ich weiss wie wichtig die Bindung zum Kind ist deshalb war es mir wichtig ihn zu Tragen und ihn nicht schreiend einfach irgendwo hinzulegen.

    Wieso es ganz normal ist, dass ein Baby schreit wenn man es hinlegt werde ich in einem anderen Artikel schreiben.

    Nun zurück zum Tragen. Ich bin so froh gibt es Tragetücher und Tragehilfen. Dank diesen Tüchern, konnte ich nämlich den Haushalt erledigen, frische Luft schnappen, Einkaufen etc. und mein Baby war immer so zufrieden weil es seinen gewünschten Körperkontakt hatte. Ich konnte die Bedürfnisse des Kindes besser wahrnehmen, da es so nah an mir gelebt hat.

    Aber verwöhne ich jetzt damit mein Kind?

    Nein. Ein Baby kann man nicht verwöhnen. Ein Baby schreit nie weil es uns ärgern will sondern weil es ein Bedürfnis hat. Ich kann mein Baby also den ganzen Tag lang tragen und es geniessen genauso wie das Kleine es auch geniesst.

    Und was ist mit Schäden wenn ich es so viel trage?

    Wenn ich mein Baby richtig trage dann unterstütze ich die Entwicklung der Hüfte und schade dieser nicht. Ab etwas dem 4. Lebensmonat möchte das Baby mehr sehen. Hier ist es nun wichtig nicht das Baby in der Trage nach vorne zu richten sondern das Baby nun auf den Rücken zu binden. Dies gibt auch mir wieder etwas mehr Freiheit und Raum und das Baby hat eine bessere Sicht, langweilt sich weniger und zudem ist es gut für die Gehirnentwicklung (räumliches Sehen).

    Ich sehe manchmal Babys die werden mit der Kinderschale vom Auto, auf den Kinderwagen montiert, dann wieder zurück ins Auto und zu Hause dann in die Babywippe. Hmm, da überlege ich dann eher wie gesund dies ist. Das Baby ist so nämlich den ganzen Tag in einer unnatürlichen Position und hat Druck auf den Rücken (Wirbelsäule) oder das Steissbein. Irgendwo habe ich gelesen, dass ein Baby höchstens 2h in einer Babyschale sein darf und danach mindestens für 30 Minuten am besten in Bauchlage gebracht werden. Als wir das bei unserem ersten Kind noch nicht wussten sind wir mit dem Auto bis nach Barcelona gefahren (ca. 10 Stunden) als der Kleine erst ein paar Wochen alt war. Klar immer mal wieder mit Pause aber nie 30 Minuten alle 2 Stunden. Ich habe es danach irgendwo gelesen und mir ein riesen Gewissen gemacht. Passiert ist zum Glück nichts, heute würde ich das aber nicht mehr so machen mit meinem Wissen. So denke ich immer, es kann gut sein, dass es einem einzelnen Baby nicht schadet oder dass die Eltern das einfach nicht wissen, und deshalb verurteile ich auch nie jemanden.

    Was ist mit dem vorwärts gerichteten Kind in der Trage?

    Auch hier, ich würde nie jemanden deshalb verurteilen. Immerhin wird ein Grundbedürfnis des Kindes gestillt, nämlich das Tragen. Auch wenn es nicht optimal ist wenn es nach vorne gerichtet ist. Einerseits wegen der Hüfte und dem Rücken, andererseits aber auch wegen den Eindrücken. Das Kind kann sich nirgends “verstecken” wenn es ihm zu viel ist. Seine Chakren sind alle nach vorne gerichtet und es muss alle Energie einfach aufnehmen auch wenn es nicht möchte. Wenn es einschläft fällt es in sich zusammen und hat keine optimale Stützung. Aber wie bereits geschrieben wird ein Grundbedürfnis gestillt und darum geht es doch hauptsächlich. Wir Mütter wollen doch für unser Kind nur das Beste. Und diese Mütter handeln instinktiv richtig indem sie Tragen und dann halt “falsch” weil sie es nicht besser wissen, weil sie falsch beraten wurden oder weil ihnen die nötige Information einfach fehlt.

    Bei meinem ersten Kind, wusste ich noch nicht, dass es Trageberaterinnen gibt. Und ich habe so getragen wie man es mir gezeigt hat. Heute, als ausgebildete Trageberaterin weiss ich, dass dies nicht die optimale Bindeweise war. Die Beine wurden nicht bis in die Kniekehlen unterstützt und fest genug war es auch nie. Aber hey, ich habe mein Kind getragen und ihm all meine Nähe gegeben die es gebraucht hat und dafür bin ich froh. Ich habe alles nach meinem besten Wissen und Gewissen gemacht. Bei meinem zweiten Kind weiss ich es etwas besser und kann es etwas anders machen.

    Ich bin dankbar konnte ich bereits einige Mamis und auch Papis als Trageberaterin unterstützen. Ich merke immer wieder wie viel Unsicherheit besteht. Weil sie eben nichts falsch machen wollen. Aus Angst etwas falsch zu machen tragen einige Eltern dann gar nicht und das finde ich so schade. Liebe Eltern, tragt eure Kinder. Egal wie. Am besten bucht ihr eine Trageberatung. Die können euch viele verschiedene Wege des Tragend aufzeigen. Verschiedene Bindeweisen mit dem Tragetuch oder unzählige Tragehilfen die es heute auf dem Markt gibt mit Vor- und Nachteilen aufzeigen. Nicht jede Tragehilfe passt zu jedem Mami oder Papi. Eine Tragehilfe kann für eine Familie super sein und für die andere überhaupt nicht passen. Das kommt auf Postur des Tragenden und auch auf die Grösse und Bedürfnisse des Kindes an.

    Und zum Schluss: Was bedeutet das? Es gibt nicht DIE EINE TRAGEHILFE oder TRAGEWEISE.